aus: indymedia, 9.9.2010

(bln) Linienhof bleibt!! Baugruppen stoppen!

überlebenskünstlerin
09.09.2010 19:55
Themen: Freiräume

Zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Stadtentwicklung – Baugruppen – gewachsene linke Strukturen im Interessenkonflikt“ erschienen die eingeladene Baugruppe, die das Werkstattprojekt Linienhof bedroht, nicht.
Deswegen statteten einige Aktivist_innen der Miteigentümerin Hortensia Völckers (künstlerische Direktorin der Bundeskulturstiftung), einen Besuch im Haus der Kulturen der Welt ab, wo diese sich gerade mit der Förderung von „Überlebensprojekten“ profilieren wollte.

Am Montag, den 6.9.2010 luden Unterstützer_innen zur öffentlichen Diskussion mit dem Titel „what’s left“ ins Café Morgenrot.
Geladen waren neben dem Unterstützer_Innenkreis Linienhof das Bündnis Steigende Mieten Stoppen, die Initiative Karla Pappel, der Stadtsoziologe Andrej Holm, sowie Mathias Greffrath und andere Mitglieder seiner Baugruppe als Grundstückseigentümer_innen und Uwe Rada, der in der taz einen Artikel über den Konflikt zwischen Baugruppe und Projekt veröffentlicht hat.

Der mehrdeutige Titel sollte 3 Themenblöcke zur Diskussion stellen. Welche Rolle spielen Baugruppen im Prozess der kapitalistischen Stadtentwicklung? Welche Bedeutung hat das für den Kiez und was bleibt von gewachsenen sozialen Strukturen übrig? Und wie vereinbart gerade ein Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac, Globalisierungskritiker, Ex-Besetzer-Sympathisant und taz-Autor seine Idee von „links“ mit der Entsolidarisierung und Zerstörung eines bestehenden Projekts?

Es verwunderte sehr, daß weder Mitglieder der Baugruppe noch jemand von der taz erschienen war, da sich gerade diese über eine angebliche fehlende Gesprächsbereitschaft beklagt hatten. Noch wunderlicher war aber, daß Herr Greffrath auf telefonische Nachfrage angab, die Einladung sei bei ihm im Spam-Ordner gelandet, versehentlich natürlich…da hätte er nicht können…wäre aber…

Im Laufe der Diskussion entspann sich zwischen den Anwesenden das Netz von Senat für Stadtentwicklung und Baugruppen. In den beliebten Bezirken sollen die letzten Baulücken geschlossen werden. Zielgruppe sind kleine private Bauherren oder eben Baugruppen, da die meist kleinen Grundstücke keine Großinvestitionen ermöglichen. Leute mit genügend Geld, Verbundenheit mit der Stadt, die sich irgendwie einsetzen, wofür auch immer. Ideelle Unterstützung und bevorzugte Vergabe von Grundstücken durch den Senat an Baugruppen sollen den Markt bereiten. Architekten reihen sich ein und bieten Baugruppen ihre Dienste an oder initiieren sie selbst. Für den ehemaligen Mieter und späteren Eigentümer steigt der Anreiz zum Eigenheim, wenn die Mieten steigen. Ist genügend Eigenkapital und oder Kreditwürdigkeit vorhanden, beginnt die Rechnerei.

Anhand von Zahlen und Beobachtungen ließ sich zeigen, daß Baugruppen zur Zeit in einigen Bezirken einen großen Anteil im Bereich des Eigentumswohnungsneubaus stellen. Der Senat und die Bauindustrie machen Kasse, obendrauf will der Senat damit soziales Engagement vorgaukeln und gleichzeitig auf die Baugruppen abwälzen. Wer da als Bauherr nicht aufmerksam genug ist, kommt leicht zwischen die Zahnräder von Bauindustrie, Architektenträumen und Politik. Da die Maschinerie aber im Gange ist, läßt sich vermuten, daß auch in Zukunft mit Konflikten gegenüber Baugruppen zu rechnen ist. Steigende Einwohnerzahlen, steigende Zahl von Einpersonen-Haushalten, steigende Mieten, Platzmangel, fehlender sozialer Wohnungsbau, fehlende Mietbegrenzungen, etc. werden das Problem verschärfen!

Am Dienstag, 7.9.2010: Überlebenstraining mit Hortensia in der schwangeren Auster

Da am Vortag niemand von der Baugruppe zum Gespräch erschienen war, haben sich die Unterstützer_innen des Linienhofs diesmal bei der künstlerischen Direktorin der Kultustiftung des Bundes Hortensia Völckers (Miteigentümerin und Baugruppenmitglied Linienhof) eingeladen. Dazu besuchten sie im Haus der Kulturen der Welt die Auftaktveranstaltung von „Über Lebenskunst“, einem irgendwie undurchsichtigen Kunstprojekt, das mit diesem Titel genau auf die Situation passte. Als sie an den Türstehern vorbei waren, hatten sie die erste Kür Überlebenskunst hinter sich und ein Publikum von ca. 400 Personen vor sich, in das sie einsickerten. Nun war Frau Völckers mit ihrer Eröffnungsansprache an der Reihe. Da war viel von Nachhaltigkeit und besseren Ideen oder Umweltproblemen zu hören oder auch davon, daß der Zerstörung der Umwelt vorgebeugt werden müsse, aber kein Wort von ihrem zerstörerischen Werk gegenüber dem Linienhof.

Diesen Moment nutzten die Unterstützer_innen des Linienhofs, um ein Transparent (Die Kunst des Überlebens mit Frau Völckers…Linienhof bleibt!) zu entrollen, Flyer zu verteilen und eine entsprechende Ansprache an sie zu richten, in der das Problem kurz vorgestellt wurde. Aus dem Publikum kamen Solidaritätsbekundungen, ein Gast forderte ein Mikrofon für die Aktivist_innen, Flyer wurden überreicht. Herzlichen Dank ans Publikum für die Unterstützung!!

Nach einigem hin und her war Frau Völckers dann doch gesprächsbereit, nachdem ihr Bestechungsangebot fehl geschlagen war: nein, wir haben uns nicht zum Essen einladen lassen, um dafür zu gehen. Im Zusammenhang ihres Bauvorhabens und den daraus resultierenden Problemen für den Linienhof, konnte sie keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Wie sie zur Teilhabe an der Baugruppe gekommen war, konnte sie nicht beschreiben, irgendwie sei der Senat schuld, weil er das Grundstück verkauft habe… Aber kein Grund zum verzweifeln, sicher werden wir uns wiedersehen, um im Gespräch zu bleiben…Überlebt…

http://de.indymedia.org/2010/09/289579.shtml

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