aus: taz, 4.8.2010

http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/die-letzte-brache-in-mitte/

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aus: Neues Deutschland, 31.7.2010

Von Peter Nowak 31.07.2010 / Berlin / Brandenburg
Aus für den Linienhof?
Baugruppe drängt auf sofortigen Wegzug
Geschäftiges Treiben herrscht im Linienhof in der Kleinen Rosenthaler Straße 9 in Berlin-Mitte. Noch wird auf dem Areal und in den beiden Garagen gehämmert, geschmiedet und gelötet. Seit 1991 wird das Gelände als offenes Kulturprojekt, aber auch selbst organisierter Handwerkshof genutzt. »Bis zu 30 Menschen arbeiten im Linienhof an verschiedenen Projekten. Manche reparieren Autos, andere gestalten künstlerische Arbeiten«, sagt Jürgen Leinweber gegenüber ND. Er ist Mitglied im Verein Kathedral, der für den Linienhof zuständig ist. Mit regelmäßigen »Tagen der Offenen Tür« wird die Nachbarschaft in die Arbeit einbezogen.

Doch wenn die Nutzer des Linienhofs am kommenden Dienstag um 9 Uhr Freunde und Nachbarn einladen, hat es einen ernsten Hintergrund. Denn die schattige Idylle soll einem Mehrfamilienhaus Platz machen. Die Mitglieder einer Baugruppe, die das Grundstück vor drei Jahren gekauft hat, haben für den 3. August eine Begehung des Geländes angekündigt. Schon am 5.August soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Der Publizist Mathias Greffrath, der unter anderem als regelmäßiger Autor der globalisierungskritischen Monatszeitung Le Monde Diplomatique bekannt ist, gehört zu den Mitgliedern der Baugruppe.

Leinweber ist sauer. »Hier werden die letzten Freiräume in Mitte von Menschen zerstört, die sich eigentlich für deren Erhalt einsetzen müssten«. Mathias Greffrath weist diese Vorwürfe gegenüber ND zurück. Es habe immer wieder Kontakte mit den Nutzern des Hofes gegeben und man habe ihnen auch Umzugshilfen angeboten. »Die Nutzer wussten, dass mit dem Bau demnächst begonnen wird«, betont Greffrath. Er kritisiert zudem, dass sich die Nutzer nicht namentlich zu erkennen gegeben hätten. Dies kann Leinweber wiederum nicht verstehen. »Über unseren Verein Kathedral sind wir für die Baugruppe ansprechbar«.

Die Fronten sind mittlerweile verhärtet. »Unsere Kompromissbereitschaft ist erschöpft. Der Baubeginn wird definitiv in der nächsten Woche erfolgen«, betont Greffrath. Das sei auch deshalb nötig, weil bestimmte Fördermittel vom Senat einen baldigen Baubeginn erforderlich machen. »Wir lassen uns nicht von hier verdrängen«, erklärt Leinweber. Es seien in den letzten Jahren schon zu viele Projekte an den Stadtrand vertrieben worden. Es sei auch nicht das erste Mal, dass sich nichtkommerzielle, alternative Projekte und Baugruppen um die letzten begehrten Grundstücke in angesagten Berliner Stadtteilen streiten.

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Linienhof räumungsbedroht

Ab dem 3.8.2010: Räumung des Linienhofes (Berlin-Mitte) verhindern!!
Der Linienhof (offene Werkstätten) ist einer der letzten „Freiräume“ in Berlin-Mitte!
Am 22.07.2010 erreichte die Nutzer_innen eine Räumungsankündigung. Am 03.08. um 8h will einer der Bauherren (Greffrath) das Gelände mit einer Baufirma betreten und am 05.08. mit den „Erdarbeiten“ beginnen.
Bis dahin solle der Hof leer geräumt sein. Dafür gibt es aber noch nicht einmal einen richterlichen Beschluss.

WAS IST DER LINIENHOF ?
Seit fast 20 Jahren existiert das selbstverwaltete Kulturprojekt „Linienhof“ in der „Kleinen Rosenthaler Straße“ in Berlin Mitte. Das Gelände bietet Ateliers und Werkstätten Platz und ist ein offener Raum für kreative Projekte aller Art. Durch den Verein „Kathedrale e.V.“, welcher das Grundstück seit Jahren nutzt, ist es z.B. möglich, eine gut ausgestattete „Selbstschrauber-Werkstatt“, eine Schmiede und eine Puppentheaterwerkstatt zu betreiben. Die Werkstatt steht nach Absprache mit dem Verein allen interessierten Menschen zur Verfügung. In den letzten Jahren fanden hier verschiedene Kunstausstellungen, Veranstaltungen, Workshops etc. statt.
Ein wichtiger und seltener Freiraum im Stadtteil Berlin-Mitte.

Doch auch dieses selbstverwaltete Projekt soll nun privaten Interessen weichen. Trotz Nutzungsvereinbarung und kulturellem Wert sollen die Gebäude abgerissen werden und einem weiteren Neubau Platz machen. Ein weiterer Schritt in der Umstrukturierung des Stadtteils.

WER STECKT DAHINTER ?
Dies wird nicht wie zu erwarten von profitorientierten Immobiliengesellschaften ausgeführt, sondern von Personen des öffentlichen kulturellen Lebens und linker Politik.
Die Bauherrengemeinschaft, die das Gelände vor drei Jahren erwarb, setzt sich aus Menschen zusammen, von denen man wohl einen sensibleren Umgang mit freien Kulturräumen erwartet hätte. Hortensia Völkers, eine der neuen EigentümerInnen, ist künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes. Zusammen mit dem freien Journalisten und Globalisierungskritiker Mathias Greffrath (Oranienstrasse 173) und der „alternativen“ Architektin Anne Lampen, soll ein sogenanntes Mehrgenerationenwohnhaus (wofür es EU-Gelder gibt) für private Zwecke errichtet werden.
Diese Baugemeinschaft wusste von Anfang an, um was für ein Gelände bzw. Projekt es sich handelt und will dieses nun zerstören. Und dass dieses private Bauprojekt einen der letzten Freiräume in Berlin-Mitte vernichten wird, scheint den kulturverbundenen und politischen Menschen der Bauherrengemeinschaft egal.

LINIENHOF BLEIBT !
Zu der von Herrn Greffrath angekündigten „Begehung“ am 3.8.2010 um 8h, sowie an den darauf folgenden Tagen, laden die Nutzer_innen und Freund_innen zum Frühstück und Unterstützung in den Linienhof ein (Kleine Rosenthalerstraße 9/10, Berlin Mitte).

Weitere Aktionen zum Erhalt der offenen Werkstätten des Linienhofes sind zusammen mit anderen selbstverwalteten Projekten aus Berlin geplant.

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